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Alternsgerechtes Arbeiten in Kindertagesstätten (KiTas)
Mit dieser Einführung stellen wir die Arbeitsschritte und Ergebnisse eines bis zum 31.12.07 durchgeführten Modellprojektes Beschäftigten, LeiterInnen, Personalvertretungen und Trägern zur Verfügung.
1. Hintergrund
2. Ziele des Modellprojekts
3. Arbeitsschritte des Projekts
3.1 Ist-Analyse der fördernden und hemmenden Faktoren für Beschäftigungsfähigkeit
3.2 Beteiligungsorientierte Verfahren
3.3 Erprobung vor Ort umsetzbarer Maßnahmen
3.4 Austausch zwischen den Betrieben und Finden überbetrieblicher Lösungen
3.5 Transfer
5. Finanzielle Förderung: MAGS NRW und ESF
6. Kita-Check und Erzieherinnen-Check
1. Hintergrund
Erzieherinnen und Erzieher arbeiten nach vierjähriger Ausbildung in Kindertageseinrichtungen (KiTas) in Trägerschaft von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Kirchen sowie von kleineren freien Trägern.
Der Beruf wird meist von Frauen ausgeübt. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Generationen von Erzieherinnen, die sich nach einigen Berufsjahren oft aus familiären Gründen aus der Erwerbsarbeit zurückgezogen haben, sehen die Lebensentwürfe heutiger ErzieherInnen meist anders aus: ob als Alleinstehende mit oder ohne Kinder oder als Miternährerin einer Familie, in der Regel wollen oder müssen sie bis zum Rentenalter berufstätig bleiben.
Dem entspricht die demografische Situation in vielen Einrichtungen: Der Altersdurchschnitt liegt meist über 40 Jahren. Jüngere Erzieherinnen und Erzieher sind oft nur mit Zeitverträgen beschäftigt und gehören zu den ersten, die bei Personalabbau wieder ausscheiden. Damit entsprechen sie zumindest nicht dem bisher verbreiteten Bild dieses Berufs und sind z.B. oft älter als die Mütter der Kinder, die sie betreuen.
Daneben sind die Berufsanforderungen durch den gesellschaftlichen Wandel (berufstätige Mütter, "späte" Eltern, Patchwork-Familien, multikulturelle Gesellschaft, steigende Anforderungen an Bildungsvorbereitung, Entwicklung weg von Horten zu Offenen Ganztagsschulen) starken Veränderungen unterworfen. Vielfach sind zusätzliche Aus- und Fortbildungen erforderlich, um speziellen Anforderungen genügen zu können.
Trotzdem gibt es wenig Entwicklungspfade für berufliche Veränderung, da angrenzende Berufsfelder oft einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss verlangen. Dies dürfte in Zukunft vermutlich auch schon für Leitungspositionen in KiTas gelten.
Für die Einrichtungen und ihre Träger ergibt sich die Problemlage, dass sie ihre Aufgaben mit begrenzten Mitteln und einer älter werdenden Belegschaft bewältigen müssen, für die Beschäftigten, dass sie bei ständig steigenden bzw. sich verändernden Anforderungen ihre Perspektiven und Potentiale erkennen und bewußt in der betrieblichen Organisation einsetzen können.
2. Ziele des Modellprojekts
Es stellte sich die Frage, wie unter diesen Rahmenbedingungen - und bei den oft beschränkten finanziellen Möglichkeiten der Träger - die Beschäftigungsfähigkeit der Erzieherinnen und Erzieher durch betriebliche und überbetriebliche Maßnahmen verbessert werden kann. Dabei wurden Instrumente zur Analyse und Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit für den Bereich der KiTas (branchenspezifisch) fortentwickelt, erprobt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hierbei sind wir von einer integrierten ganzheitlichen Perspektive unter Berücksichtigung der Arbeitsgestaltung, des Gesundheitsschutzes und der Personal- und Kompetenzentwicklung ausgegangen.
Im Modellvorhaben wurden Instrumente wie Unternehmenscheck und Selbstcheck Beschäftigungsfähigkeit in beteiligungsorientierten betrieblichen Gestaltungsprozessen in den Partnerbetrieben auf die Rahmenbedingungen von Kindertagesstätten und die Fragestellung älter werdender Belegschaften und die Perspektiven der Beschäftigten zugeschnitten. Hierbei waren wegen der Übertragbarkeit Partnerbetriebe mit unterschiedlichsten Trägerstrukturen, von der Elterninitiative über freie bzw. kirchliche Trägergemeinschaften bis hin zu kommunaler Großträgerschaft am Projekt beteiligt.
Die Partnerbetriebe brachten in doppelter Sichtweise ihre Kompetenzen und Erfahrungen ein: durch Steuerungs- und Lenkungsstrukturen garantierten sie die Durchsetzungsfähigkeit der erarbeiteten Handlungsziele, durch Einbindung der Beschäftigten konnten beteiligungsorientierte nachhaltige Maßnahmenvorschläge entwickelt werden.
Diese Erkenntnisse wurden abschließend in einer Handlungsanleitung "Beschäftigungsfähigkeit verbessern in Kindertagesstätten" veröffentlicht. Durch einen überbetrieblichen Steuerungskreis wurde während der Projektlaufzeit der Transfer in die Fachorganisationen gesichert.
3. Arbeitsschritte des Projekts
3.1. Ist-Analyse der fördernden und hemmenden Faktoren für Beschäftigungsfähigkeit
Zu Beginn steht die Analyse branchenspezifischer Belastungsfaktoren und Ressourcen bei der Zielgruppe in ausgewählten KiTas, um verallgemeinerungsfähige Aussagen für alternde Belegschaften in KiTas als Gestaltungsbasis für betriebliche Maßnahmen zu erhalten. Hierbei wurde der TBS-UnternehmensCheck für KiTas fortentwickelt und in allen Partnerbetrieben in ausgewählten Betriebsteilen eingesetzt sowie anschließend ausgewertet.
3.2. Beteiligungsorientierte Verfahren
Im Projekt gelang es, beteiligungsorientierte Verfahren für große und kleine, kommunale und freie Träger von Kindertageseinrichtungen zu entwickeln, um für ihre Verhältnisse passende und von Trägern und Beschäftigten akzeptierte Lösungen für die Probleme älter werdender Belegschaften zu finden.
3.3. Erprobung vor Ort umsetzbarer Maßnahmen
Mithilfe dieser Verfahren sind in den Partnerbetrieben umsetzbare Maßnahmen entwickelt und erprobt worden. Umgesetzt wurden damit Gestaltungsziele wie:
- andere Aufgaben und Berufsfelder für Beschäftigte,
- Verhaltens- und Verhältnisprävention im Gesundheitsschutz,
- Konzepte zum Umgang mit einer "älter werdenden Belegschaft" durch Mitarbeitersensibilisierung, Weiterbildungsangebote, Potentialanalyse und alternsgerechte Gestaltung der Arbeitsorganisation (Management der Verschiedenheit).
Für alle Maßnahmen waren die Bedingungen für ihre Einsetzbarkeit bzw. Übertragbarkeit darzulegen. Eine Prozessbegleitung der betrieblichen Beteiligungsprozesse erfolgte durch den Berater.
3.4. Austausch zwischen den Betrieben und Finden überbetrieblicher Lösungen
Um die Qualität und Bandbreite möglicher Lösungen zu verbessern, wurde ein Erfahrungsaustausch während des Projektes zwischen den beteiligten Betrieben organisiert. Insbesondere kleinere Einrichtungen und Träger sollten ermutigt werden, sich für Maßnahmen - etwa im Bereich der Qualifizierung oder der Gesundheitsvorsorge - für die sie allein zu klein wären, mit anderen Einrichtungen oder Trägern in ihrer Gegend zusammenzuschließen.
3.5. Transfer
Handlungshilfen für Einrichtungen und Träger mit Anleitungen und Beispielen für Vorgehensweisen und Maßnahmen wurden erstellt. Darin sind für die unterschiedlichen Trägerstrukturen und KiTa-Größen je spezifische Maßnahmen dargelegt. Über öffentliche Transferveranstaltungen wurden Vorgehensweisen und Maßnahmepläne unter den betrieblichen Akteuren verbreitet. Alle Ergebnisse sind auf dieser Internet-Plattform www.bib-nrw.de zugänglich.
4. Finanzielle Förderung
Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds,
begleitet von der Regionalagentur Bergisches Städtedreieck RSW (Remscheid-Solingen-Wuppertal)